Europa

Gute Arbeit weltweit fördern: Initiative "Standards in Lieferketten"

Die Einhaltung von sozialen Standards in globalen Lieferketten ist ein Schwerpunktthema der internationalen Arbeit des BMAS.

Katastrophen wie der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza/Bangladesch im April 2013 haben das Bewusstsein dafür geschärft, dass wir in einer globalen Wirtschaft Verantwortung dafür tragen, dass Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards weltweit effektiv umgesetzt werden.

Nach Zahlen der ILO sterben jährlich 2,3 Millionen Menschen an Folgen der Arbeit, davon ca. 350.000 bei Arbeitsunfällen und ca. 2 Millionen an arbeitsbezogenen Krankheiten. 168 Millionen Kinder arbeiten, davon 85 Millionen unter extrem gefährlichen Bedingungen. Zudem sind mehr als 21 Millionen Menschen Opfer von Zwangsarbeit. Die menschlichen und wirtschaftlichen Verluste sind enorm. Allein die arbeitsbedingten Todesfälle bedeuten einen gesamtwirtschaftlichen Verlust von 4% des weltweiten BIP jährlich.

Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Initiative gestartet. Im Rahmen der G7-Präsidentschaft sollte das Thema prominent auf der Tagesordnung stehen. Das Ziel: Internationale Standards entlang globaler Lieferketten sollen effektiv umgesetzt und eingehalten werden.

Den Auftakt der gemeinsamen Initiative bildete die internationale G7 Stakeholder-Konferenz "Promoting decent work worldwide through sustainable supply chains" (Weltweite Förderung menschenwürdiger Arbeit durch nachhaltige Lieferketten) am 10. und 11. März 2015 in Berlin. Im Rahmen einer zweitätigen Veranstaltung diskutierten hochrangige Vertreter von Regierungen, Unternehmen, Sozialpartnern, Internationalen Organisationen sowie zivilgesellschaftliche Akteure über wichtige Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Lieferketten. Das Ergebnis waren konkrete Vorschlage, die sowohl auf Produktionsländer zielen als auch auf Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern in Ländern der G7. Beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der G7 in Elmau wurden die erarbeiteten Vorschläge verbindlich beschlossen und fanden Eingang in die Gipfelerklärung.

  1. Vision Zero Fund: Prävention und Arbeitsschutz
    Gemeinsam mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wurde ein globaler Präventionsfonds eingerichtet, der sogenannte Vision Zero Fund (VZF). Dieser soll Produktionsländer dabei unterstützen, Verbesserungen beispielsweise beim Arbeits- und Gesundheitsschutz vorzunehmen oder effektive Arbeitsinspektionen aufzubauen. Auch Wissen und Erfahrungen beim Aufbau von Unfallversicherungen können über den VZF bereitgestellt werden. Der Fonds ist ein zentrales Projekt der G7-Initiative.
    Mehr Informationen finden Sie auf dem hier hinterlegten Flyer [PDF, 643KB].
  2. Beschwerdemöglichkeiten für Arbeitnehmer
    Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die "OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen"aufgestellt. Diese Leitsätze sind die Grundlage für verantwortliches Verhalten von Unternehmen, so auch im Bereich Arbeitsschutz. Tritt ein Problem in einem Produktionsland auf, können sich Beschäftigte und Gewerkschaften mit ihrer Beschwerde an die Kontaktstelle in dem Land wenden, wo das betroffene multinationale Unternehmen seinen Haupsitz hat. Diese leitet dann ein Vermittlungsverfahren ein. Diese Beschwerdemöglichkeiten sollen verbessert werden, beispielsweise durch Peer Reviews ("Kreuzgutachten"), in denen die Arbeit der jeweiligen Kontakstellen untersucht wird mit dem Ziel, voneinander zu lernen und die Tätigkeit der Kontaktstellen insgesamt voranzubringen.
  3. Verantwortliches Lieferkettenmanagement
    Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in G7-Ländern sollen dabei unterstützt werden, ein verantwortliches Lieferkettenmanagement aufzubauen. Ziel ist die Erarbeitung eines gemeinsamen Verständnisses von unternehmerischen Sorgfaltspflichten. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Weitere Schwerpunkte bearbeitet das BMZ: Dazu zählen Maßnahmen zur besseren Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher. Diese sollen in die Lage versetzt werden, bei Kaufentscheidungen die Einhaltung von Arbeitsschutz-, Sozial- und Umweltstandards zu berücksichtigen. Weiterhin sollen sogenannte Multistakeholder-Bündnisse sowohl in Ländern der G7 als auch in Herstellerländern gefördert werden. Solche Bündnisse setzen sich aus allen Stakeholdern ("Teilhabern") an Produktionsprozessen zusammen, also Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Gewerkschaften. Ein Beispiel ist das deutsche "Bündnis für nachhaltige Textilien". Produktionsländer sollen durch verstärkte technische Zusammenarbeit dabei unterstützt werden, nachhaltige Exportstrategien zu verfolgen.

Im Anschluss an das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs trafen sich auf Einladung von Ministerin Andrea Nahles (BMAS) und Minister Gerd Müller (BMZ) die Arbeits- und Entwicklungsminister der G7 am 12. und 13. Oktober 2015 in Berlin. Auf diesem Treffen wurden die Ergebnisse des Elmau-Gipfelbeschlusses konkretisiert und weitere Vorbereitungen getroffen. Ergebnis der Konferenz ist die Initiative G7-Ministererklärung  [PDF, 425KB].