Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt. Sie kann diese besser, produktiver und sicherer machen. Dafür muss sie aber immer menschenzentriert, verantwortungsvoll und transparent eingesetzt werden. Wie das gelingen kann, war Thema der KI-Konferenz der Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft.
Am 19. und 20. Mai 2021 tauschten sich Expert*innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Gewerkschaften zwei Tage lang über "Algorithmen, Automatisierung und Arbeit" aus. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Arbeitswelt und die Gesellschaft durch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) besser, fairer und sozialer werden können. Zu der Konferenz hatten Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft eingeladen.
Künstliche Intelligenz ist eine der wichtigsten Zukunftstechnologien und kann in vielen Bereichen eingesetzt werden. Auch in der Arbeitswelt ist sie längst angekommen. Gerade dort eröffnet sie viele Chancen und birgt großes Potenzial: Durch die Optimierung und Automatisierung von Arbeitsprozessen kann sie beispielsweise die Arbeit erleichtern. Sie kann zur Sicherheit beitragen, die Gefahr von Unfällen reduzieren und Daten zur Arbeitsbelastung liefern. Und sie kann zu mehr Teilhabe und Chancengleichheit führen.
Zugleich ist der Einsatz von KI auch mit vielen offenen Fragen und Herausforderungen verbunden. Damit die positiven Effekte genutzt und die Risiken vermieden werden können, muss der Transformationsprozess an den Menschen und ihren Bedürfnissen ausgerichtet sein: KI sollte vor allem ihnen nutzen. Das Wohl der Beschäftigten muss beim Einsatz von KI-Systemen immer im Blick behalten werden. Neue Technologien dürfen nicht dazu führen, dass soziale Errungenschaften und die Rechte der Arbeitnehmer*innen ausgehebelt werden
, betonte deshalb Bundesminister Hubertus Heil zur Eröffnung der Konferenz.
Wie lässt sich künstliche Intelligenz so entwickeln und nutzen, dass der Mensch im Mittelpunkt steht? Diese Frage haben Expert*innen aus verschiedenen Perspektiven diskutiert.
Konferenzbericht: Algorithmen, Automatisierung und Arbeit
Wie dies in der beruflichen Praxis konkret gelingen kann und auch schon gelingt, war das Thema des ersten Konferenztages. In den Vorträgen und Diskussionen stellten die Teilnehmer*innen fest: Um das Zusammenwirken von Mensch und Maschine positiv zu gestalten, ist einerseits Mut zur Innovation erforderlich. Zugleich braucht es aber auch ein ausreichendes Know-how in Unternehmen und Verwaltungen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können und die "Digitalisierung im Griff zu behalten", wie Prof. Dr. Niels Pinkwart (DFKI) betonte. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) brauchen deshalb Beratung, Unterstützung und Angebote zur Vernetzung. Genau dies leisten vom Ministerium geförderte Projekte wie beispielsweise die Zukunftszentren oder die KI-Unternehmenslabore für Transformation und Change (KI-ULTRA). Neben den fachlichen Voraussetzungen ist aber vor allem wichtig, die Arbeitnehmer*innen aktiv in die notwendigen Transformationsprozesse einzubinden.
Von zentraler Bedeutung sind zudem ein starkes Fundament und eine geeignete Governance: Ohne eine verlässliche Wissensgrundlage und klare Rahmenbedingungen würde die Einführung von KI-Anwendungen wie im Blindflug erfolgen. Wie verlässliches Wissen generiert und Normen und Standards entwickelt werden können, diskutierten die Teilnehmer*innen am zweiten Konferenztag. Die Leitfragen der Panels waren beispielsweise, mit welchen Indikatoren die Verbreitung und die Effekte von KI objektiv gemessen und analysiert oder wie KI-Systeme sinnvoll klassifiziert werden können. Dabei wurde deutlich, dass vielfach noch zu wenig Wissen über die Nutzung und die Auswirkungen von KI in der Arbeitswelt verfügbar und deshalb mehr Forschung notwendig ist.
Um die Wissensbasis im Hinblick auf die Einführung und die Nutzung von KI zu verbreitern, untersuchen Forschungsprojekte gezielt, wie Arbeitnehmer*innen die Veränderungen erleben, welche Beschäftigungsrisiken bestehen, wie die Demokratie und unsere Werte geschützt werden können und wie vermieden werden kann, dass von KI-Systemen getroffene Entscheidungen einzelne Beschäftigte oder bestimmte Gruppen diskriminieren. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die in den Projekten gewonnen werden, sollen in sozial- und arbeitspolitische Entscheidungen einfließen. Auf der Konferenz präsentierten die Forscher*innen ihre Zwischenergebnisse.
KI wird die Arbeitswelt in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Um ihr Potenzial voll auszuschöpfen und ihre Vorteile zu nutzen, müssen wir ihre Effekte verstehen und uns über ihre Chancen und Risiken aufklären. Wir brauchen sowohl Mut zur Innovation als auch einen klar definierten Rahmen für den Einsatz von KI-Systemen. Hierzu lieferte die Konferenz wichtige Anregungen und Impulse.