Im Oktober 2022 hat die Bundesregierung ihre neue Strategie zur Fachkräftesicherung vorgestellt. Diese bündelt konkrete Maßnahmen und Zielsetzungen, um das „Fachkräfteland Deutschland“ weiter zu stärken. Die ressortübergreifende Strategie beschreibt in fünf Handlungsfeldern, welche in- und ausländischen Potenziale für die Fachkräftegewinnung und -sicherung bestehen und wie sie noch besser gehoben werden können.
Das vierte Handlungsfeld setzt sich mit Arbeitsqualität und Arbeitskultur auseinander. Es betont, dass eine gute Arbeitsqualität, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, sowie eine mitarbeiter*innen orientierte Unternehmenskultur zentral sind, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu halten.
Relevanz von mitarbeiter*innenorientierter Unternehmenskultur ist enorm
Die Fachkräftestrategie unterstreicht die wesentliche Rolle der Unternehmen, wenn es um nachhaltige Fachkräftesicherung geht: Denn die notwendigen Grundlagen hierfür müssen durch die Unternehmen selbst geschaffen werden. Eine wichtige Voraussetzung ist eine gute Arbeitsqualität, die sich nicht nur in fairer Bezahlung ausdrückt. Ob flexible Arbeitszeitmodelle, die Beschäftigung Älterer oder Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen, die erfolgreiche Anwendung von Gesetzen zur Weiterbildungsförderung oder eine Willkommenskultur ab dem ersten Tag für ausländische Fachkräfte – all das sind Fragen der jeweiligen Unternehmenskultur. Wer die Unternehmenskultur an den Mitarbeiter*innen ausrichtet, verzeichnet höhere Bewerber*innenquoten und weniger Fluktuation. Kurzum: Eine mitarbeiter*innenorientierte Unternehmenskultur ist der entscheidende Hebel, die wir allein durch gesetzgeberisches Handeln nicht erreichen werden.
Doch gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verfügen häufig nicht über die entsprechend notwendigen Ressourcen. Damit fehlt ihnen ein wichtiger Hebel für eine nachhaltige Fachkräftesicherung. Deswegen verweist die Fachkräftestrategie an dieser Stelle auf die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA).
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Initiative Neue Qualität der Arbeit.
Durch die sozialpartnerschaftlich getragene Initiative unterstützt das BMAS KMU und ihre Beschäftigten dabei, die großen Herausforderungen der Arbeitswelt – Digitalisierung, demografischer Wandel und Dekarbonisierung – nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe anzugehen. Die praxisnahen INQA-Angebote zielen darauf ab, gute Arbeitsbedingungen und eine zukunftsorientierte Unternehmenskultur zu erhalten und weiterzuentwickeln. So trägt INQA dazu bei, die Kompetenz zur Fachkräftesicherung als auch die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu stärken.
Das Recht auf sichere und gesunde Arbeitsplätze
Die von der Fachkräftestrategie angestrebte verbesserte Arbeitsqualität drückt sich auch in einer sicheren und gesunden Arbeitsumgebung aus. Arbeitgeber*innen sind gesetzlich verpflichtet, die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. Praktische Beispiele, wie das im Arbeitsalltag gelingen kann, hat INQA in zahlreichen Informationsangeboten aufbereitet. Auch das vom BMAS initiierte Programm „Arbeit: SICHER + GESUND“ setzt hier an: Vertreter*innen der Politik, Expert*innen und Akteure aus der betrieblichen Praxis entwickeln neue Lösungen für moderne, sichere und gesunde Arbeitsplätze. zentralen Themen der Arbeitswelt von heute und morgen,wie mobile Arbeit oder Klimawandel, werden dabei in sogenannten Politikwerkstätten diskutiert und zielgenau bearbeitet.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Programms Arbeit: SICHER + GESUND.
Ein langes Berufsleben dank guter Rahmenbedingungen
Kern einer einer guten Unternehmenskultur ist es, alle Beschäftigten in allen Lebensphasen einzubinden und gleichermaßen teilhaben zu lassen. In der Fachkräftestrategie wird der Grund für Bemühungen um ein langes Arbeitsleben deutlich formuliert: ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben trägt zur Verschärfung der Fachkräfteknappheiten bei.
Damit in Deutschland mehr ältere Beschäftigte länger im Erwerbsleben verbleiben, müssen bessere Bedingungen geschaffen werden, unter denen längeres Arbeiten auch attraktiv und gesundheitlich möglich ist. Dies ist auch eine gemeinsame Aufgabe von Politik, Gesellschaft und den Sozialpartnern, um gute Rahmenbedingungen und Anreize wie die Möglichkeit zum flexiblen Renteneinstieg zu setzen.
Durch die Aufhebung der Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten zum 1. Januar 2023 konnte das BMAS die Rahmenbedingungen für einen längeren Verbleib im Erwerbsleben verbessern und volle Flexibilität beim Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand erreichen. Durch diesen finanziellen Anreiz werden ältere Menschen motiviert, ihre wertvolle berufliche Erfahrung auch weiterhin in den Arbeitsmarkt einzubringen.