Bisher hat Deutschland zwölf Anträge mit einem EGF-Fördervolumen von insgesamt ca. 61 Mio. Euro erfolgreich gestellt.
Vallourec:
Für die Förderung von 835 entlassenen Beschäftigten des Unternehmens Vallourec Deutschland GmbH (VAD) hat die EU-Kommission das Vorliegen der Förderfähigkeit für die Inanspruchnahmen des EGF in Höhe von knapp 5 Mio. Euro am 29. Februar 2024 bestätigt. Die VAD ist ein Unternehmen des französischen Konzerns Vallourec, das nahtlose warmgewalzte Stahlrohre herstellt, die ihre Anwendung im Energiesektor, im Maschinen- und Anlagebau sowie im Stahlbau finden. Die Ursache für die Entlassungen ist die schrittweise Schließung der Werke in Mülheim an der Ruhr und Düsseldorf-Rath sowie die Verlagerung der Produktion nach Brasilien. Am 15. November 2023 hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) einen Antrag auf Förderung bei der EU-Kommission eingereicht. Die vorliegende Entscheidung der EU-Kommission muss nun noch von Rat und Parlament als Haushaltsbehörde der Europäischen Union (EU) genehmigt werden. Die beantragten EGF-Maßnahmen umfassen u.a. Qualifizierungen, Peergroups, Existenzgründungsförderung, Stellenakquise, Nachbetreuung und Beschäftigungssicherung und sollen die ehemaligen Beschäftigten von Vallourec im Förderzeitraum vom 1. Dezember 2023 bis 30. November 2025 bei der Reintegration in Arbeit unterstützen. Der Transferdienstleister START NRW wird die Umsetzung der EGF-Förderung übernehmen. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der EU-Kommission zum deutschen Antrag Vallourec und bei den Meldungen des BMAS.
GMH Guss:
Zur Unterstützung von 476 ehemaligen Beschäftigten der GMH Guss Gruppe hat die EU eine Inanspruchnahme des EGF in Höhe von knapp 1,1 Mio. Euro im Zeitraum von April 2021 bis Juni 2022 bewilligt. Die Ursache für die Entlassungen sind negative Folgen der Globalisierung. Die GMH Guss Gruppe produzierte Gussteile für den Fahrzeug- und Maschinenbau. Aufgrund einer Verlagerung der Herstellung von Gießereiprodukten für die PKW- und LKW-Produktion und den Maschinenbau ins Ausland, insbesondere nach Asien und Osteuropa, brach die Produktion der deutschen Gießereien im Jahr 2019 um 8,9 Prozent ein. In Folge dessen kam es zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die Vermögen der GMH Guss GmbH und vier ihrer Tochtergesellschaften. Die im Ruhrgebiet angesiedelten Tochtergesellschaften mussten ganz oder teilweise geschlossen werden. Der EGF soll die entlassenen Beschäftigten mit Qualifizierungen, Beratung, Berufsvorbereitung und -orientierung sowie weiteren Maßnahmen, die den Betroffenen bei der Arbeitssuche und dem Erwerb neuer Kompetenzen behilflich sind, unterstützen. Der Transferdienstleister BOB Transfer soll die Umsetzung der EGF-Förderung übernehmen. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der EU-Kommission zur GMH Guss Gruppe und bei den Meldungen des BMAS.
Goodyear:
Für die Förderung von 622 ehemaligen Beschäftigten des Unternehmens Goodyear Dunlop Tires Germany wurden 2,1 Mio. Euro EGF-Mittel von der EU für den Förderzeitraum Januar 2018 bis August 2019 genehmigt. Die Entlassungen waren Folge der Schließung des Werks in Philippsburg (Baden-Württemberg), in dem seit den 1960er Jahren Reifen, insbesondere im B-Segment (für kleinere oder mittelgroße Fahrzeuge) produziert wurden. Der Marktanteil der EU an der weltweiten PKW-Produktion ist von 2000 bis 2015 stark gesunken und zugleich in Asien deutlich gestiegen, sodass es bei Goodyear im B-Segment zu erheblichen Überkapazitäten kam. Goodyear beschloss daher die Schließung des Werks in Philippsburg, das von allen europäischen Goodyear-Werken die größten Produktionskapazitäten für Reifen des B-Segments hat. Den ehemaligen Beschäftigten konnten dank des EGF zahlreiche Fortbildungen und zwei Jobmessen angeboten werden sowie bisher unveröffentlichte Stellengesuche durch Jobscouts unterbreitet werden. Umgesetzt wurde die EGF-Förderung vom Transferdienstleister weitblick - personalpartner GmbH. Weitere Informationen finden Sie auf derSeite derEU-Kommission zu Goodyear und bei den Meldungen desBMAS.
Adam Opel:
Für die Förderung von 2.637 Entlassenen, die von der Schließung des Opel-Werkes am Standort Bochum am 12. Dezember 2014 betroffen waren, und für 55 entlassene Arbeitnehmer*innen des Zuliefererunternehmens Johnson Controls Objekt Bochum GmbH & Co. KG, wurden von der EU 6,9 Mio. Euro EGF-Mittel für den Förderzeitraum von August 2015 bis Januar 2017 genehmigt. Ursächlich für die Werkschließung war der Rückgang der Absatzzahlen für Fahrzeuge in Europa bedingt durch die Wirtschafts- und Finanzkrise mit einhergehendem hohen Preisdruck insbesondere im Bereich des mittleren Preissegments. Das Projekt wurde von TÜV Nord Transfer GmbH & Co. KG umgestetzt. Während der Laufzeit des Projektes konnten die ehemaligen Mitarbeiter*innen von Opel und Johnson Controls mit Hilfe der EGF-Mittel individuelle Angebote aktiver Arbeitsmarktpolitik nutzen. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite derEU-Kommission zu Opel.
aleo solar:
Für die Förderung von 476 Entlassenen des Photovoltaik-Unternehmens aleo solar wurden 1,1 Mio. Euro EGF-Finanzbeitrag von der EU für den Förderzeitraum von September 2014 bis Oktober 2015 genehmigt. Die Entlassungen waren Folge einer Werkschließung an den Standorten Prenzlau und Oldenburg. Ein Grund für diese Entwicklung war der Preisverfall aufgrund von Überproduktion, vor allem in China. Transferdienstleister und Umsetzer der EGF-Förderung war die BOB Transfer GmbH. Da sehr viele Betroffene über 50 Jahre alt waren, wurden unter anderem spezielle Workshops für diese Zielgruppe eingerichtet. Außerdem bekamen Interessierte die Möglichkeit, an einem intensiven Profiling teilzunehmen. Auf der Grundlage dieses Profilings konnten die Betroffenen besser erkennen, an welchen weiteren Qualifikationsmaßnahmen sie teilnehmen können, um möglichst schnell eine Tätigkeit zu finden. Vielen Betroffenen gelang auf diesem Weg sogar der Wiedereinstieg in Tätigkeitsfelder, die ihrer ursprünglichen Tätigkeit bei aleo solar ähnelten. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite derEU-Kommission zu aleo solar und bei den Meldungen desBMAS.
First Solar:
Ebenfalls aus der Solar-Branche wurde für 875 Entlassene des Unternehmens First Solar in Frankfurt (Oder) eine Förderung mit 2,3 Mio. Euro aus dem EGF genehmigt. Mit einer Integrationsquote (z. B. Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen oder selbstständigen Tätigkeit) von über 70 Prozent zwölf Monate nach Projektende wurde das EGF-Projekt durch die Transfergesellschaft TÜV Rheinland erfolgreich abgeschlossen. Dieser Erfolg war nur möglich durch gezielte Weiterqualifizierungen und die besonders intensive Stellenakquise des Transferdienstleisters in enger Kooperation mit den Arbeitsagenturen vor Ort. Die Förderung des EGF-Projekts fand zwischen Januar 2013 und August 2014 statt. Weitere Informationen zu First Solar finden Sie auf der Seite derEU-Kommission zu First Solar und in den Meldungen desBMAS.
manroland:
Im EGF-Fall manroland wurden in verschiedenen Bundesländern Entlassene im Bereich der Druckmaschinen gefördert. Aus Brüssel wurde für diesen Fall eine Fördersumme von 5,3 Mio. Euro aus dem EGF für 2.103 ehemalige Mitarbeiter*innen bereitgestellt. Nach einem Förderzeitraum von August 2012 bis Mai 2013 wurde ein Jahr nach Projektende eine Integrationsquote von über 70 % erreicht. Die Umsetzung erfolgte über die Projekt- und Transfergesellschaften PTG sowie PRM Frankfurt. Bei einem Ortsbesuch von Mitgliedern des Beschäftigungsausschusses des Europäischen Parlaments im Februar 2013 in Offenbach konnten sich die Parlamentarier*innen von der Umsetzung der EGF-Maßnahmen ein Bild machen. Insbesondere die persönlichen Erfahrungsberichte der EGF-Teilnehmenden verdeutlichten den Mehrwert der EGF-Förderung. Besonders zielführend war die Förderung passgenauer Weiterqualifizierungen. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite derEU-Kommission zu manroland und bei den Meldungen desBMAS.
Automotive Düsseldorf/Arnsberg:
In den Regierungsbezirken Arnsberg und Düsseldorf wurde eine EGF-Förderung für insgesamt 778 ehemalige Mitarbeiter*innen von fünf Automobilzulieferern beantragt. Grund für die Entlassungen waren negative Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise für die deutsche Automobilindustrie. Im Förderzeitraum von März 2010 bis Juli 2012 erschwerte der noch schwache Arbeitsmarkt die Möglichkeiten, ohne Unterstützung wieder eine Anstellung zu finden. Der Finanzbeitrag des EGF betrug 4,3 Mio. Euro. Die Teilnehmenden des EGF-Projektes wurden von zwei Transferdienstleistern betreut: Weitblick Personalpartner und PEAG Transfer. Eine Besonderheit des Projektes war, dass ehemalige Mitarbeiter*innen sehr unterschiedlicher Unternehmen gefördert wurden, sodass sich die Transferdienstleister einer sehr heterogenen Gruppe Betroffener gegenübersahen. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite derEU-Kommission zu Automotive Düsseldorf/Arnsberg und bei den Meldungen desBMAS.
Heidelberger Druck:
Mit dem EGF-Projekt Heidelberger Druckmaschinen wurde von Januar 2010 bis Ende Juni 2011 ein Projekt im Bereich Druckmaschinen gefördert. Grund hierfür waren die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise. Insgesamt wurde ein EGF-Finanzanteil von 8,3 Mio. Euro für 1.181 ehemalige Mitarbeiter*innen genehmigt. Dieses Projekt zeigte ein Jahr nach seinem Ende eine Integrationsquote von fast 83 %. Damit ist es bemessen an seiner Integrationsquote das erfolgreichste Projekt. Dies wurde vor allem durch die passgenauen Qualifikationen erreicht, die die EGF-Förderung ermöglicht hat. Zusätzlich wirkte sich der damalige wirtschaftliche Aufschwung positiv auf die Anschlussbeschäftigungen der EGF-Teilnehmenden aus. Projektumsetzer vor Ort waren die Transfergesellschaften Weitblick Personalpartner und DEKRA. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite derEU-Kommission zu Heidelberger Druck und bei den Meldungen desBMAS.
Karmann:
Mit 6,2 Mio. Euro EGF-Förderanteil wurde ein Antrag im Automobilbereich für 1.793 ehemalige Mitarbeiter*innen zweier Unternehmen der Karmann-Gruppe für einen Förderzeitraum von Februar 2009 bis Juni 2010 genehmigt. Zu den Entlassungen führten negative Folgen der Globalisierung, vor allem die erstarkte Nachfrage und Produktion in asiatischen Ländern. Projektumsetzer war die Transfergesellschaft Silberstreif Personalpartner. Die EGF-Förderung bei diesem Fall erlaubte, dass für eine längere Zeit Maßnahmen angeboten und Personen mit mehreren vermittlungshemmenden Merkmalen intensiv betreut werden konnten. Der EGF ermöglichte ein ausreichendes Profiling sowie die Heranführung an Qualifikationsmaßnahmen und an den aktuellen Arbeitsmarkt. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite derEU-Kommission zu Karmann und bei den Meldungen desBMAS.
Nokia:
Mit dem Nokia-Werk in Bochum wurde das letzte große Werk eines Mobiltelefonherstellers in Deutschland geschlossen. Insgesamt wurden 5,6 Mio. Euro Fördergelder aus Brüssel für 1.316 ehemalige Mitarbeiter*innen für die Reintegration in den Arbeitsmarkt beantragt. Die EGF-Förderung von August 2008 bis Januar 2010 erfolgte über die Transfergesellschaft PEAG Transfer. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite derEU-Kommission zu Nokia.
BenQ:
Mit BenQ wurde der erste deutsche EGF-Fall und der zweite EGF-Fall überhaupt in der ersten Förderperiode des EGF (2007-2013) durchgeführt. Der Antrag bezog sich auf 2.528 ehemalige Mitarbeiter*innen des Unternehmens BenQ Mobile GmbH & Co. OHG, die im Zeitraum von Januar 2007 bis Mai 2008 gefördert wurden. Der genehmigte EGF-Finanzbeitrag betrug 12,8 Mio. Euro. Grund für die Entlassungen waren Standortverlagerungen des taiwanesischen Mutterkonzerns BenQ Corporation nach Taiwan, China und Brasilien. Es wurden Entlassene an zwei Standorten gefördert: in NRW und in Bayern. Bei der Umsetzung dieses EGF-Falles konnten das erste Mal die Vorteile der EGF-Förderung genutzt werden. Besonders hervorzuheben ist, dass die Geförderten von maßgeschneiderten und innovativen Förderkonzepten, wie beispielsweise der Bildung spezieller Gruppen von Betroffenen (sog. Peergroups), um spezielle Fortbildungen und den gegenseitigen Austausch zu fördern, sowie kostenintensiven Qualifikationsmaßnahmen, profitierten. Außerdem wurde durch den EGF eine intensive Beratungstätigkeit mit einem sehr guten Beratungsschlüssel ermöglicht. Umsetzer der EGF-Förderung waren die Transfergesellschaften PEAG mbH in NRW und TRAIN in Bayern. Beide Transfergesellschaften arbeiteten eng mit den örtlichen Arbeitsagenturen zusammen. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der EU-Kommission zu BenQ.
Antrag | Antragsdatum | Förderdauer | Beantragte EGF-Fördersumme | Anzahl der betroffenen Beschäftigten |
---|---|---|---|---|
Vallourec Deutschland GmbH |
15.11.2023 |
01.12.2023-12.02.2026 |
2,9 Mio. € | 835 |
GMH Guss |
15.12.2020 |
01.04.2021-30.06.2022 |
1,1 Mio. € | 476 |
Goodyear |
06.10.2017 |
01.01.2018-31.12.2019 |
2,1 Mio. € | 646 |
Adam Opel |
26.02.2015 |
01.06.2015-30.11.2016 |
6,9 Mio. € | 2692 |
aleo solar |
29.07.2014 |
01.09.2014-30.09.2015 |
1,1 Mio. € | 476 |
First Solar |
12.04.2013 |
01.01.2013-31.08.2014 |
2,3 Mio. € | 875 |
manroland |
04.05.2012 |
01.08.2012-31.05.2013 |
5,3 Mio. € | 2103 |
Automotive Düsseldorf/Arnsberg |
09.02.2011 |
01.03.2010-31.07.2012 |
4,3 Mio. € | 778 |
Heidelberger Druck |
27.05.2010 |
01.01.2010-30.06.2011 |
8,3 Mio. € | 1181 |
Karmann |
13.08.2009 |
01.02.2009-30.06.2010 |
6,2 Mio. € | 1793 |
Nokia |
06.02.2009 |
01.08.2008-31.01.2010 |
5,6 Mio. € | 1316 |
BenQ |
27.06.2007 |
01.01.2007-31.05.2008 |
12,8 Mio. € | 2528 |