Filmreihe "Trotzdem ICH"
Kindheit in totalen Institutionen: Minderjährige in DDR-Psychiatrien und die heutigen Folgen (September 2021).
Die Filmreihe erzählt, wie Betroffene, die als Kinder und Jugendliche schwerwiegende belastende Erfahrungen in psychiatrischen Kliniken machten, heute mit dieser Erinnerung leben und wie sie ihr Leben prägt.
Zwei der Filmprotagonisten ringen seit Jahren mittels künstlerischen Arbeitens als Bildhauer bzw. Maler um ein sinnstiftendes Leben ohne Stigmatisierung. In den Filmen kommen Betroffene zu Wort sowie Menschen, die sie unterstützend begleiten.
Zwei Experten sprechen über die historische Dimension der Lage von Kindern und Jugendlichen in psychiatrischen Kliniken der DDR.
Film 1: "Holz + Farbe. Kunst um zu leben"
"Menschen mit geistiger Behinderung sind bildungsunfähig!". Diese Aussage führte lange Zeit dazu, dass Menschen mit geistiger Behinderung in psychiatrischen Einrichtungen "aufbewahrt" und nicht gefördert wurden.
Hier sehen Sie, wie begeisterungsfähig und voller Wissensdrang Menschen mit geistiger Behinderung im "Haus Dahmshöhe" unterwegs sind. Des Weiteren treffen wir einen Holzbildhauer aus Templin und einen Maler aus Gransee. Beide haben nach belastenden Erlebnissen im Kinder- und Jugendalter ihr Lebensglück im Künstlerdasein gefunden.
Trotzdem ICH (Film 1): "Holz + Farbe. Kunst um zu leben."
Film 2: "… nach langer langer Zeit sprechen können"
Über das Erlebte zu sprechen, fällt heute noch vielen Betroffenen schwer. Ein Prozess zur Aufarbeitung beginnt manchmal erst, wenn andere Menschen dazu ein Angebot machen.
Manch einer ist froh, wenn er die frühen Jahre überlebt hat. Manch einer hat diese Zeiten verdrängt. Angepasst funktionieren Menschen nach belastenden Erfahrungen und leben einfach.
Trotzdem ICH (Film 2) "… nach langer langer Zeit sprechen können"
Film 3: "Mutter und Tochter: '…man stand allein'"
"Anke war auffällig nach der Geburt, aber ich konnte sie mit nach Hause nehmen.
Dass sie eine geistige Behinderung hat, das wurde nicht gesagt. Das ist uns erst später so tröpfchenweise beigebracht worden."
Trotzdem ICH (Film 3): "Mutter und Tochter: '…man stand allein'"
Film 4: "Wir haben geübt zu leben"
Sie waren Opfer von ungerechtfertigten Zwangsmaßnahmen, Gewalt, Strafen und Demütigungen. Mit dem Systemwechsel in den 90er Jahren eröffneten sich neue Perspektiven in der Behindertenhilfe.
Menschen mit geistiger Behinderung werden Teil unserer Gesellschaft und erfahren ein Leben so normal wie möglich.
Trotzdem ICH (Film 4) "Wir haben geübt zu leben"
Film 5: "Ich war so klein…"
Nach einer traumatischen Kinder- und Jugendzeit glücklich zu werden, ist abhängig von den Menschen selbst sowie von der Umgebung, in der sie sich befinden. Menschen mit geistiger Behinderung finden heute Unterstützung, eigene Wege zu gehen.
Ernstnehmen – Zutrauen – Verstehen – eine tägliche Herausforderung in der Begleitung von Menschen mit geistiger Behinderung.
Trotzdem ICH (Film 5): "Ich war so klein…"
"Erleben, überleben, weiterleben"
Veranstaltung zum Abschluss der Stiftung Anerkennung und Hilfe im Land Brandenburg fand am 29. September 2021 statt. Zum Ende der Stiftung Anerkennung und Hilfe nach fast sechs Jahren wurden der Öffentlichkeit wichtige Erkenntnisse der Arbeit präsentiert.
Im Land Brandenburg wurden von der Stiftung Anerkennung und Hilfe seit 2017 knapp 1.900 Männer und Frauen durch eine Geldpauschale in Höhe von 9.000 Euro unterstützt. 600 von ihnen bekamen darüber hinaus eine Rentenersatzleistung von 3.000 bzw. 5.000 Euro, weil sie als Jugendliche in den Einrichtungen arbeiten mussten, ohne dass dafür Rentenbeiträge abgeführt wurden. Insgesamt wurden bis jetzt 19,6 Millionen Euro an diese Betroffenen ausgezahlt.
Fast alle der Unterstützten litten unter psychischer, viele auch unter körperlicher Gewalt. Diese reichte zum Beispiel von Fixierungen an Heizungen und Betten über Isolierung in dunklen Räumen bis hin zu Schlägen. Vielen Kindern und Jugendlichen blieb eine pädagogische Förderung vorenthalten, ein Teil der Betroffenen bekam keine Schulbildung, obwohl die persönlichen Voraussetzungen dazu vorhanden waren. Die Betroffenen leiden bis heute unter den Folgen der damaligen Unterbringung.
In ihrem Beitrag sagte Dr. Maria Nooke, die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur:
Es ist wichtig, Fachkräfte in der sozialen Arbeit darüber aufzuklären, wie es jungen Menschen in DDR-Behinderteneinrichtungen und Psychiatrien erging, wo sie teilweise nur verwahrt wurden, und welche Folgen sich daraus bis in die Gegenwart ergeben.
Manch heutige Verhaltensweisen oder Einschränkungen können dadurch besser verständlich werden. Betroffene haben durch die mangelnde Förderung im Kindes- und Jugendalter oder durch Gewalt und damit verbundenem Hospitalismus massive Nachwirkungen, die sich zum Beispiel in zwanghaftem Verhalten, sozialer Angst oder Rückzugserscheinungen ausdrücken.
Es gilt, sich bewusst zu machen, wie schnell Gewalt und Demütigung entstehen können und welche langwierigen Folgen sie haben. Das gilt auch für junge Menschen mit Einschränkungen, die heute in Heimen oder Wohnstätten betreut werden.
Auf der Veranstaltung kamen auch Betroffene, Errichter und Wissenschaftler zu Wort.
Marion Haufe, Sozialarbeiterin und Zeitzeugin:
Für mich geht es bei der Aufarbeitung nicht nur um Anerkennung dessen, was mir vor Jahren an unerträglicher Demütigung, Entwürdigung und Vernachlässigung passierte, sondern gleichermaßen um die Gegenwart. Es gibt auch heute noch Missstände in der Versorgung Hilfebedürftiger, sowie strukturelle Bedingungen, die Übermacht und Gewalt ermöglichen.
Michael Ranft, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg und Vertreter der Errichter der Stiftung Anerkennung und Hilfe:
Das Anliegen der Stiftung war die gesellschaftliche Anerkennung des erlebten Leids und Unrechts und die Unterstützung der Betroffenen. Aus den Kindern und Jugendlichen von damals sind Erwachsene geworden, die ihr Leben lang unter den teils massiven Folgeschäden leiden. Das sind Traumata, Depressionen, Ess- und Trinkstörungen, die sich wiederum auf ihr Familien- und Erwerbsleben negativ auswirken. Wieder gut machen kann das niemand, aber die Stiftung hat in vorbildlicher Weise für ein Stück Gerechtigkeit und Aufarbeitung gesorgt, und dafür möchte ich von Herzen danken.
Prof. Dr. Anke Dreier-Horning, Professur für Pädagogik in der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Berlin:
In den Einrichtungen des Bildungs- und Gesundheitswesens der DDR haben Kinder und Jugendliche leidvolle Erfahrungen gemacht, die weniger auf problematische Erziehungsvorstellungen zurückzuführen sind, sondern vielmehr ihre Ursachen in Dehumanisierungsprozessen hatten. Behinderte Kinder in Einrichtungen in der DDR wurden oftmals nicht gemäß ihren menschlichen Eigenschaften behandelt, sondern wie ein empfindungsloser, toter Gegenstand, sozusagen als 'Ding' behandelt.
"Leid und Unrecht anerkennen"
Die Podcastfolge ist als Teil der Reihe "TonFall. Der Brandenburg-Podcast zur Aufarbeitung" erschienen.
"Leid und Unrecht anerkennen" erzählt von Ratsuchenden, die sich angesichts ihrer leidvollen Lebenserfahrungen an die Stiftung Anerkennung und Hilfe gewandt haben. Gleichzeitig stellt sie die Arbeit der Beraterinnen und Berater in der Anlauf- und Beratungsstelle des Landes Brandenburg vor.
Tätigkeitsberichte zur Arbeit der Anlauf- und Beratungsstelle
In den Auszügen aus den Tätigkeitsberichten der Aufarbeitungsbeauftragten zur Arbeit der Anlauf- und Beratungsstelle aus den Jahren 2017 bis 2022 sind anonymisierte Fallbeispiele, Einrichtungsbeschreibungen, Statistiken, die Darstellung der Arbeit der Berater, Fotos und andere interessante Informationen enthalten.
- Auszug aus dem 4. Tätigkeitsbericht der LAkD Berichtszeitraum 01.01.2016 bis 31.12.2017 [PDF, 394KB]
- Auszug aus dem 5. Tätigkeitsbericht der LAkD Berichtszeitraum 01.01.2018 bis 31.12.2019 [PDF, 371KB]
- Auszug aus dem 6. Tätigkeitsbericht der LAkD Berichtszeitraum 01.01.2020 bis 31.12.2021 [PDF, 1MB]
Die gesamten Berichte sind über den Internetauftritt der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur abrufbar.